hr1-Moderator Werner Reinke im Interview "Es sind die Hörer, die mich anfeuern"
David Bowie, Tom Jones, Cliff Richard, Peter Maffay – hr1-Moderator Werner Reinke hatte sie schon alle zu Gast. Seine Begeisterung für Musik und seine Moderationen sind legendär. Wie seine Sendung entsteht und was ihn antreibt, verrät er hier.
hr1-Reinke am Samstag ist eine Sendung von Musik-Redakteurin Lidia Antonini und dir. Welches Ziel verfolgt ihr mit der Dreistunden-Show am Samstagvormittag?
Ganz einfach: Wir wollen unsere Hörer gut unterhalten. Es gibt ja genug Menschen, die behaupten, früher sei alles, auch die Popmusik, besser gewesen. Denen wollen wir zeigen, dass in jeder neuen Woche großartige neue Musik entsteht. Und auf der anderen Seite wollen wir denen, die denken, die Popmusik habe erst begonnen, als sie jung waren, etwa in den 80ern oder 90ern, beweisen, dass schon viel früher fantastische Musik gemacht wurde. Wir verstehen uns also in erster Linie als Brückenbauer.
Schenk‘ uns doch mal einen Blick hinter die Kulissen. Wie entsteht die Sendung?
Es beginnt mit einem weißen Blatt Papier auf Lidias Schreibtisch. Durch einen senkrechten Mittelstrich und zwei waagerechte Drittelstriche entsteht eine Unterteilung in sechs halbe Stunden. Dort hinein schreibt Lidia Stück für Stück, was ihr "sendenswert" erscheint. Dazu sucht sie aus den hr- und Antonini-Archiven Interviewtöne oder ganz aktuell das, was sie in der vergangenen Woche mit Künstlern besprochen hat. Dann schreibt sie alle Moderationstexte für mich. So entsteht ein Sendeplan mit allen Informationen, den ich abschließend für mich so bearbeite, dass am Samstagmorgen alles rund läuft. Auf der Basis der guten Vorbereitung habe ich dann auch mal Raum für Improvisation, wenn’s nötig ist.
Von Tom Jones über Ina Müller bis Cliff Richard – sehr viele, sehr prominente Musiker geben sich bei dir die Klinke in die Hand. Welches Konzept hast du für die Show mit den Gästen?
Ich bereite mich vor, indem ich mir alle verfügbaren Informationen über den Künstler anlese, damit ich's mal gesehen habe. Dann aber geht's ohne vorbereiteten Fragenkatalog in die Livesendung. Ich möchte nämlich dem Gast zuhören, auf ihn eingehen. Das kann ich nicht, wenn ich mich während seiner Antwort bereits auf meine nächste Frage konzentriere. Ich möchte den Gesprächspartner so natürlich wie eben möglich präsentieren. Mit Ina Müller mal rumkichern, mit Chris Rea mal traurig über seine schwere Krankheit reden, mit Olli Dittrich nach Herzenslust kalauern. Deshalb überlasse ich auch fast immer meinen Gästen die Musikzusammenstellung. So haben wir schon von Anfang an reichlich Gesprächsstoff, und der Gast fühlt sich ein wenig zu Hause. Cliff Richard zum Beispiel sind wir so weit entgegengekommen, daß er sich die Sendezeit aussuchen konnte. So lief die Zwei-Stunden-Sendung mit ihm nachmittags um 16 Uhr.
Du bist jetzt 71, hochdekorierte Radiolegende, hast zum Beispiel den Radiopreis in der Kategorie "Bester Moderator" gewonnen. Eigentlich könntest du es jetzt ruhiger angehen, aber in deinen Sendungen klingst du nach wie vor ganz hungrig und begeistert. Wie machst du das?
Danke für die Blumen! Es sind die Hörer, die mich anfeuern. Ein großer Gewinn ist die Möglichkeit, sich spontan über studiomail@hr1.de zu äußern. Ein direkter Gradmesser unserer Arbeit. Wir nehmen Kritik und Lob gleichermaßen ernst und sind auch sehr dankbar dafür. Ein Beispiel: Als wir kürzlich Don Henleys 70. Geburtstag mit einem Drei-Stunden-Special gefeiert haben, war ich mir vorher sicher, daß es Zuschriften geben wird von Hörern, die mit dieser Sendung weniger anfangen können und sie sich bunter wünschen. Und was ist passiert? Abgesehen von einer Hörerin, die den Sendeplatz von Reinke am Samstag generell nicht gut fand, gab es 100 Prozent Zustimmung bis Euphorie. Das ist dann Ermutigung für viele weitere Sendungen. Es gilt nach wie vor: Solange es den Hörern, dem Hessischen Rundfunk und dem Redaktionsteam Antonini/Reinke gefällt, bleibt es ein großer Spaß, den Hörern Spaß zu machen.